Hat eine internationale Abteilung: Die Charité Berlin

Hat eine internationale Abteilung: Die Charité Berlin

Kelly Osbourne hat es gemacht, David Bowie auch, ebenso wie Michail Gorbatschow, Boris Jelzin, Julia Timoschenko und Husni Mubarak: Sie alle waren einmal nach Deutschland gereist, um sich dort in medizinische Behandlung zu begeben. Auch viele ausländische Studenten suchen regelmäßig den Rat der Mediziner. Covomo hatte darüber berichtet. Der Grund liegt auf der Hand: Die Kliniken, Ambulanzen und Krankenhäuser in Deutschland zählen zu den modernsten der Welt und die deutschen Ärzte zählen zu den international führenden Spezialisten ihres Fachs. Prominente Patienten aus der ganzen Welt lassen sich daher jedes Jahr in deutschen Kliniken behandeln. Die Berliner Charité, sowie die Uni-Kliniken München, Heidelberg oder Dresden gehören zu den weltweit führenden Spitzenkliniken, die jedes Jahr Tausende ausländische Patienten mit schwierigen Diagnosen aufnehmen, für die es in ihren Heimatländern keine Heilungschance gegeben hätte. Die Charité Berlin (Foto) betreibt dafür sogar eine eigene internationale Abteilung, deren Behandlung ausschließlich außerhalb des Krankenkassenbudgets abgerechnet wird. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes machen deutsche Kliniken etwa eine Milliarde Euro Umsatz im Jahr allein mit der Behandlung ausländischer Patienten. Etwa 100.000 Patienten aus dem Ausland werden jedes Jahr in Deutschland stationär betreut. Hinzu kommen noch einmal mehr als 100.000 Patienten, die ambulante Behandlung in Anspruch nehmen. Für Studenten ist eine Krankenversicherung gesetzlich vorgeschrieben. Viele können die Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen in Anspruch nehmen, aber längst nicht alle. Dieser Artikel erläutert, wer gesetzlich versichert ist und was man machen kann, wenn man die gesetzliche Versicherung nicht in Anspruch nehmen kann.

Das Interesse ausländischer Studenten an Deutschland wächst

10% der Studenten kommen aus dem Ausland

10% der Studenten kommen aus dem Ausland

Nicht allein deswegen – aber auch vor dem Hintergrund des Wissens ausgezeichneter medizinischer Versorgung – suchen sich viele Menschen aus dem Ausland Deutschland als Studienplatz aus: Die Voraussetzungen sind perfekt: Die Universitäten haben einen guten Ruf, die Studienbedingungen sind überdurchschnittlich, die Abschlüsse sind weltweit anerkannt und die Zugangsvoraussetzungen für einen Studienplatz sind verhältnismäßig liberal. Zusätzlich fördert das Auswärtige Amt das Stipendien- und Betreuungsprogramm STIBET des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) mit insgesamt 7,5 Millionen Euro pro Jahr. Das Interesse ist demzufolge groß. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren im letzten Wintersemester (2014/2015) 320.000 ausländische Studenten in Deutschland immatrikuliert. Das waren doppelt so viele, als noch 1996 eingeschrieben waren. An der Gesamtzahl gemessen, beträgt der Anteil ausländischer Studenten etwa 10%. Bereits heute ist Deutschland nach den USA das zweitbeliebteste Land bei ausländischen Studenten, noch vor Kanada und Australien. DAAD-Präsidentin Prof. Margret Wintermantel kann daher feststellen:

„Noch nie waren an deutschen Hochschulen mehr ausländische Studierende eingeschrieben als heute“

Selbst Sprachhürden spielen immer weniger eine Rolle, seitdem auch in Deutschland viele Masterprogramme auf Englisch angeboten werden. Bereits heute sind 24% der ausländischen Studenten in ausschließlich englischsprachigen Bildungsprogrammen eingeschrieben. Weitere 25% besuchen sowohl englischsprachige als auch deutschsprachige Lehrveranstaltungen parallel. Bereits jeder zweite ausländische Doktorand in Deutschland promoviert in englischer Sprache.

Warum kommen immer mehr ausländische Studenten nach Deutschland?

Das DAAD hat kürzlich eine Befragung unter ausländischen Studenten durchgeführt und die Ergebnisse in einer Studie vorgestellt. Hier eine Kurzform der Ergebnisse (Mehrfachantworten möglich):

Deutschland ist das zweitbeliebteste Studienziel. Warum eigentlich?

Graphik: Deutschland ist das zweitbeliebteste Studienziel. Warum eigentlich?

Mit welchen Schwierigkeiten werden ausländische Studenten konfrontiert?

  • 38% hatten Probleme, ein Visum zu erhalten (Besonders stark betroffen sind hier Studieninteressierte aus Afrika, Osteuropa und dem Nahen Osten)
  • 53% empfanden die Wohnungssuche als besonders frustrierend
  • 26% hatten Schwierigkeiten bei Behördengängen
  • 47% würden sich mehr Unterstützung bei der Jobsuche wünschen

Krankenversicherung ist gesetzlich vorgeschrieben

Viele Studenten aus Afrika können sich nicht gesetzlich versichern

Viele Studenten aus Afrika können sich nicht gesetzlich versichern

Um an einer deutschen Universität studieren zu können, ist der Abschluss einer Krankenversicherung gesetzlich vorgeschrieben. Zwar sind die meisten regulär eingeschriebenen Studenten gemäß SGB V, § 5 Abs. 1 Nr. 9 in der gesetzlichen Krankenkasse pflichtversichert, aber es gibt eine Reihe von Ausnahmefällen, bei denen das nicht möglich ist. Dies trifft beispielsweise bei Studenten aus Ländern zu, mit denen Deutschland kein Sozialversicherungsabkommen abgeschlossen hat, darunter die meisten afrikanischen Staaten. Auch Studenten, die zunächst einen Sprachkurs absolvieren müssen, bevor sie sich für ein Fach einschreiben können, sowie Doktoranden, Gastwissenschaftler, Postdocs und Stipendiaten sind verpflichtet, sich privat abzusichern. Auch wer bereits älter als 30 ist oder das 14. Fachsemester bereits überschritten hat, wird von der gesetzlichen Krankenkasse nicht aufgenommen. Der deutsche Gesetzgeber erlaubt jedoch für diese Fälle ausdrücklich den Abschluss von Versicherungen bei Spartengesellschaften, die nicht in die Kategorie „Private Krankenversicherung fallen“. Private Anbieter von Vollversicherungen würden diesen Personenkreis, der in der Regel nur einen begrenzten Aufenthaltstitel hat, ohnehin nicht versichern wollen oder können. Dafür gibt es jedoch eine Reihe von Reiseversicherungsgesellschaften, die Tarife für ausländische Studenten anbieten, die sich für eine begrenzte Zeit zu Studienzwecken in Deutschland aufhalten. Sie finden eine Tarifübersicht hier.

Zusammenfassung: Wer braucht eine Auslandskrankenversicherung?

  • Studenten, die keine EHIC-Karte haben
  • Studenten, die aus Ländern kommen, mit denen Deutschland kein Sozialversicherungsabkommen abgeschlossen hat (z.B. Afrika, Osteuropa, Naher Osten)
  • Studenten, die älter sind, als 30 oder das 14. Fachsemester überschritten haben
  • Studenten, die vor Ihrem Fachstudium einen Sprachkurs absolvieren, auch dann, wenn dieser bereits an der Universität stattfindet
  • Gastwissenschaftler, Stipendiaten, Postdocs und Doktoranden

Vor Abschluss einer Auslandskrankenversicherung ist es notwendig, dass man sich bei der gesetzlichen Krankenkasse von der gesetzlichen Versicherungspflicht befreit. Erst wenn die Befreiung von der gesetzlichen Versicherungspflicht erfolgt ist, kann man sich privat selbst versichern lassen.

Studenten aus Ländern, mit denen ein Sozialversicherungsabkommen besteht

Studenten aus EU-Mitgliedsstaaten oder anderen Ländern des Europäischen Wirtschaftsraums, mit denen Deutschland ein Sozialversicherungsabkommen abgeschlossen hat und bereits in ihrem Heimaland krankenversichert sind, können sich diesen Versicherungsschutz während ihres Studiums auch auf Deutschland ausdehnen. Dafür benötigen Sie Ihre European Health Insurance (EHIC) Card. Diese befindet sich in der Regel auf der Rückseite der gesetzlichen Versicherungskarte. Für die Immatrikulation ist es notwendig, für den Zeitraum des Studienaufenthaltes einer der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland beizutreten. Der Versicherungsschutz richtet sich dennoch nach den Leistungen des Heimatlandes, welche je nach Land variieren können. Darunter zählen in der Regel:

  • Ambulante Versorgung
  • Verschriebene Medikamente
  • Schmerzstillende Zahnbehandlung
  • Stationäre Heilbehandlung
  • Rücktransport ins Heimatland
  • Rehabilitationsmaßnahmen
  • Anschlussheilbehandlung

Aufgrund der unterschiedlichen Deckungssätze der EHIC-Mitgliedsstaaten kann es bei der Abrechnung der Leistungen zu Diskrepanzen kommen, weshalb es sich auch bei einigen EHIC-Karteninhabern lohnen könnte, zusätzlich eine Auslandskrankenversicherung für Deutschland abzuschließen. Außerdem können bestimmte Befunde, wie zum Beispiel psychische Erkrankungen vom Versicherungsschutz ausgeschlossen sein. Auch hier wäre es ratsam, sich zusätzlich mit einer Auslandskrankenversicherung für solche Fälle abzusichern. Und auch hier gilt der Grundsatz, dass man sich zuvor von der zuständigen Krankenkasse eine Befreiung ausstellen lassen muss.

Studenten, die bereits eine private Krankenversicherung haben

Studenten, die bereits in ihrem Heimatland privat versichert waren, können diesen Versicherungsschutz eventuell auch auf Deutschland ausdehnen. Viele private Krankenversicherer bieten je nach gewähltem Tarif ihre Leistungen auch in anderen Ländern an. Allerdings können – besonders bei günstigen Tarifen – Selbstbeteiligungsklauseln bestehen, wonach der Versicherte im Erkrankungsfall an den Kosten beteiligt wird. Diese Deckungslücke kann dem Versicherten im Ernstfall viel Geld kosten. Auch ein Rücktransport in die Heimat ist bei den meisten privaten Krankenversicherungen ausgeschlossen. Besser ist es also, wenn man in solchen Fällen zusätzlich eine Auslandskrankenversicherung für die Dauer seines Aufenthaltes in Deutschland abschließt. Dies hilft, die Deckungslücken der privaten Krankenversicherung zu schließen und ermöglicht einen Rücktransport in die Heimat im Krankheitsfall.

Für welche Versicherung sollte man sich entscheiden?

Auslandskrankenversicherungen gibt es viele. Je nach Art und Umfang der darin enthaltenen Versicherungsleistungen kann so eine Absicherung zwischen 30 und 300 Euro kosten. Für Studenten und Wissenschaftler, die sich nur für ein paar Wochen oder für wenige Monate an einer Universität aufhalten, beispielsweise für einen Sprachkurs, ein Sommercamp oder einen Kongress ist beispielsweise bereits der günstige Basistarif geeignet, der die grundlegenden Risiken abdeckt. Wer sich aber länger in Deutschland aufhält, das heißt, mindestens ein Semester oder länger, sollte sich auch umfassender absichern. Auslandskrankenversicherungen bieten hier die Möglichkeit, Zeiträume von bis zu fünf Jahren abzudecken. Gerade dafür sollte man die Tarife der Anbieter hinsichtlich ihrer Abdeckung genau vergleichen.

Quellen:

  • Deutscher Akademischer Austauschdienst: Ergebnisbericht zur Evaluierung des DAAD-Programms, Bonn 2014
  • Liste der Staaten, mit denen sozialversicherungsrechtliche Regelungen bestehen, Berlin 2015

In Kürze:

  • Das deutsche Gesundheitssystem zählt zu den führenden der Welt
  • Viele Ausländer, darunter auch prominente lassen sich gezielt in Deutschland behandeln
  • 10% der Studenten kommen aus dem Ausland
  • Deutschland zweitbeliebtestes Studienland der Welt
  • Besonders die Qualität von Lehre und Forschung lockt viele Studenten aus dem Ausland
  • Krankenversicherung ist Voraussetzung für eine Immatrikulation
  • Die EHIC-Card deckt in vielen Fällen die Krankenversicherung in Deutschland ab
  • Viele Studenten müssen sich selbst um eine Krankenversicherung kümmern. Eine Auslandskrankenversicherung wird prinzipiell als Versicherungsschutz anerkannt.
  • Die Art des Tarifes hängt auch davon ab, wie lange man sich in Deutschland aufhalten will.