„Die Aufgabe des Reisenden ist zu lernen, nicht zu lehren“. Diese Weisheit, die Isaak Newton einem seiner Schüler mit auf den Weg gab, hat an Aktualität und Aussagekraft bis heute nichts verloren. Und welche Form der Reise kann wohl mehr diesen Leitspruch verinnerlichen, als die Sprachreise?
Goethe in Graubünden: Beginn der Sprachreise
Auch der junge Johann Wolfgang Goethe legte weite Strecken seiner berühmten Italienreise in der Pferdekutsche zurück: Allein und inkognito. Nur so konnte er sich unbeschwerten und vorbehaltslosen Begegnungen sicher sein. Der deutsche Sprachraum reichte damals noch sehr viel weiter nach Oberitalien hinein: Bis nach Trient konnte sich Goethe in den Wirtshäusern problemlos auf Deutsch verständigen. Am 11. September 1786 macht der Dichter folgenden Eintrag in sein Tagebuch:
„Hier bin ich nun in Roveredo, wo die Sprache sich abschneidet; oben herein schwankt es noch immer vom Deutschen zum Italienischen. Nun hatte ich zum erstenmal einen stockwelschen Postillon; der Wirt spricht kein Deutsch, und ich muß nun meine Sprachkünste versuchen. Wie froh bin ich, daß nunmehr die geliebte Sprache lebendig, die Sprache des Gebrauchs wird!“
Wie man daran sieht, war Goethe keinesfalls betrübt, nun seine Muttersprache nicht mehr anwenden zu können. Im Gegenteil: Der junge Reisende brennt darauf, sein zu Hause erlerntes Italienisch endlich im wirklichen Leben anwenden zu können. Statt endlos Verben herunterzukonjugieren, wie es ihm sein Lehrer einst aufgetragen hatte, konnte er nun das Gelernte anwenden, und im Wirtshaus Bier und Speisen bestellen. Man könnte meinen, dass Goethe hier, in schweizerischen Roveredo den Grundstein zur Idee der Sprachreise gelegt hatte.
Die meisten Sprachschüler sind gar keine Schüler
Heute ist die Sprachreise keine Seltenheit mehr. Nach Angaben des Fachverbandes Deutscher Sprachreise-Veranstalter (FDSV) e.V. reisen jedes Jahr 160.000 deutsche Sprachschüler ins Ausland, wobei die wichtigsten Zielländer Großbritannien und Frankreich sind. Dabei sind es längst nicht nur Schüler im herkömmlichen Sinne, die in ausländischen Klassenzimmern Grammatik pauken. Diese stellen etwa 59 Prozent des Gesamtaufkommens. 41 Prozent hingegen sind „sonstige Teilnehmer“, darunter Studenten, aber auch Berufstätige, die sich auf ihre bevorstehende Geschäftsreise vorbereiten oder rüstige Senioren, die auch im Alter noch geistig fit bleiben wollen. Der FDSV meldete sogar, dass der Anteil an Erwachsenen bei den Sprachreisen um knapp 10 Prozent gestiegen ist.
Die meistegelernte Sprache ist natürlich nach wie vor Englisch, der Markt an den sogenannten exotischen Sprachen wächst jedoch: 3,19 Prozent der Sprachschüler wollten im vergangenen Jahr eine Sprache erlernen, die nicht zu den Standard-Zielsprachen gehört, darunter Japanisch, Arabisch oder Türkisch. Nach Angaben des FDSV stellt dies ein Plus von knapp zwei Prozent in diesem Segment dar. Dieses Wachstum ist in erster Linie jungen Erwachsenen zu verdanken. Vor allem Studenten und Berufstätige nutzen die Möglichkeit, eine exotische Destination, wie zum Beispiel die Türkei zu bereisen und dabei tief in die Sprache, Kultur und Tradition des Landes einzutauchen. „Es ist vor allem der Mix aus kleinen, internationalen Lerngruppen, muttersprachlichen Lehrkräften und die Unterbringung in Gastfamilien, die den Erfolg einer Sprachreise in die Türkei ausmacht“, berichtet beispielsweise Mehmet Sentürk vom Turkish Language Center, der eine eigene Sprachschule in Izmir betreibt.
Was kostet eine Sprachreise?
Der Preis für eine Sprachreise hängt von verschiedenen Komponenten ab. Eine Woche Sprachreise in England ist in der niedrigsten Standardversion in der Nebensaison bereits ab 200 Euro zu haben. Teurer wird es, wenn man in der Hochsaison bucht, einen längeren Aufenthalt plant (bis zu einem Jahr Sprachreisen sind möglich) oder als Gastland beispielsweise die USA oder Australien wählt. Auch die Wahl des Reiseveranstalters spielt eine Rolle. Erfahrene Anbieter mit eigenen Räumlichkeiten und fest angestellten Lehrkräften sind unter Umständen teurer, als weniger bekannte Vermittler. Wer einfach nur einen Schnupperkurs machen und erste Lernerfahrungen machen möchte, der kann sein Glück bei einem wenig bekannten Anbieter suchen. Wer jedoch den Erfolg sucht und gegebenenfalls ein anerkanntes Zertifikat eines zertifizierten Anbieters vorlegen möchte, der sollte weniger auf den Preis achten, als auf die Reputation des Anbieters. Das gilt besonders dann, wenn es sich bei den Teilnehmern um minderjährige Schüler handelt, die betreut werden müssen. Auf diese Weise kann der Wert einer Sprachreise oft auch mehrere Tausend Euro betragen, denn sie beinhaltet klassische Reiseleistungen, wie Unterkunft, Transport und Verpflegung, sowie den Bestandteil des Unterrichts. Nicht gespart werden sollte hingegen an einer Reiserücktrittsversicherung, am besten in Kombination mit einer Reiseabbruchversicherung. Diese sichert die Reise gegen zahlreiche Risiken des Reiserücktritts oder vorzeitigen Reiseabbruchs ab, darunter Erkrankung des Sprachschülers oder von Angehörigen, Zugverspätungen oder ähnlichen unvorhergesehenen Ereignissen. Auch eine Auslandskrankenversicherung gehört zu den wichtigen Policen, die man als Sprachschüler im Gepäck haben sollte. Letzteres ist besonders bei nicht-europäischen Destinationen, wie Australien oder der Türkei wichtig.
Das sollten Sie bei einer Sprachreise beachten:
- Sprachreisen weiten den geistigen Horizont und bieten einmalige Gruppenerlebnisse. Frischen Sie regemäßig ihre Kenntnisse in Fortgeschrittenenkursen auf
- Benötigen Sie die Sprachkenntnisse beruflich oder für die Uni? Dann sollten Sie sich für erfahrene Sprachschulen entscheiden
- Vor allem bei minderjährigen Sprachschülern sollte ein erfahrener Anbieter mit einem entsprechenden Betreuungsangebot gewählt werden
- Für Berufstätige: Sprachreisen werden in der Regel als Bildungsurlaub anerkannt. Erkundigen Sie sich bei Ihrem Veranstalter!
- Sprachreisen sind – wenn sie gut sind – nicht billig. Daher sollten Sie auf jeden Fall eine Reiserücktrittsversicherung abschließen
Auch eine Auslandskrankenversicherung ist empfehlenswert, vor allem bei nicht-europäischen Destinationen.
In Kürze
- Die Bildungsreise war früher Privileg des Adels und des wohlhabenden Bürgertums
- Als erste Sprachreise kann auch Goethes Italienreise gelten
- jährlich 160.000 deutsche Sprachschüler im Ausland
- Etwa 60% Schüler und 40% erwachsene Teilnehmer
- Der Anteil der Nicht-Schüler bei Sprachreisen nimmt zu
- Exotische Sprachen werden immer beliebter
- Sprachreisen ab 200 EUR buchbar
- Reiserücktrittsversicherung, Reiseabbruchversicherung und Auslandskrankenversicherung zu empfehlen
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