Spätestens seit der Verschärfung der Hundeverordnungen um das Jahr 2001 ist der Wesenstest einem jeden Hundehalter ein Begriff. Was sich hinter dieser Verhaltens-Prüfung verbirgt, wie sie abläuft und wofür sie benötigt wird, variiert jedoch von einem Bundesland zum nächsten.

Wahrscheinlich stellst Du Dir die Frage, welcher Hund überhaupt einen Wesenstest ablegen muss. Was wird dabei geprüft und wo der Test durchgeführt werden kann. Du musst Dich und Deinen Liebling in aller Ruhe auf den Wesenstest vorbereiten. Deshalb haben wir die wichtigsten Informationen rund um das Thema für Dich zusammengetragen.

Welche Hunde betrifft der Wesenstest?

Grundsätzlich gilt: Nicht jeder Hund muss einen Wesenstest absolvieren. Auch nicht jeder „Listen-Hund“. Steht Dein Liebling auf der Liste der „gefährlichen Hunde“, kann er allerdings von einem Wesenstest nur profitieren. Mancherorts dürfen Listen-Hunde zwar auch ohne Wesenstest gehalten werden. Sie müssen sich dann aber mit Maulkorb- und Leinen-Pflicht anfreunden.

In anderen Bundesländern ist der Wesenstest hingegen grundlegende Voraussetzung dafür, ob ein Listen-Hund überhaupt behalten werden darf. In diesem Fall muss er zu einem bestimmten Zeitpunkt verpflichtend abgelegt werden. Gewöhnlich dann, wenn das Tier gerade an der Grenze zum Erwachsenenalter ist.

Hat ein Hund ein anderes Tier oder einen Menschen angegriffen, kann der Wesenstest außerdem ganz unabhängig von der Rasse behördlich angeordnet werden. Zudem wird der Wesenstest als Nachweis für ein ruhiges Temperament auch in der Auswahl von Zuchttieren und Diensthunden herangezogen.

Kampfhund greift Hundetrainer an.

Kosten und Dauer des Wesenstests

Die Kosten für den Wesenstest muss stets der Hundehalter tragen. Wie hoch diese Kosten im konkreten Einzelfall ausfallen, variiert jedoch drastisch. Die Preisspanne reicht von knapp 50 Euro bis zu mehr als 400 Euro. In manchen Bundesländern und auch teils abhängig vom durchführenden Sachverständigen kostet der Test selbst weniger als 100 Euro.

Dafür kommen aber Verwaltungsgebühren für die Anmeldung zur Prüfung hinzu. Andernorts bezahlt ein Hundehalter einen Pauschalbetrag, mit dem nicht nur der Wesenstest, sondern beispielsweise auch die Maulkorb-Befreiung enthalten ist. Im Durchschnitt dauert der Test 60 bis 120 Minuten.

Was wird im Wesenstest geprüft?

Durch den Wesenstest soll geklärt werden, ob ein Hund zu aggressivem Verhalten neigt. Da die Durchführung des Tests von Seiten des Bundes und der Länder nicht genormt ist, können die Aufgaben, die Dein Hund bewältigen muss, recht unterschiedlich ausfallen. Um in Erfahrung zu bringen, wie der Wesenstest ablaufen wird, solltest Du daher zuallererst herausfinden, wer den Test in Deiner Region durchführen darf.

Das können das Ordnungsamt sein, das Veterinär-Amt oder auch Tierärzte, die eine umfangreiche Weiterbildung zum Thema Hundeverhalten absolviert haben. Hast Du einen amtlich anerkannten Sachverständigen gefunden, kannst Du den genauen Ablauf bei ihm erfragen. In seinen Grundlagen ist der Wesenstest jedoch überall gleich aufgebaut.

Vor Beginn des eigentlichen Tests wird die Gesundheit Deines Lieblings in Augenschein genommen. Leidet er Schmerzen, ist er geschwächt oder wird er gerade mit Medikamenten behandelt, reagiert er schließlich anders auf Stress. Vielleicht ist er ein wenig reizbarer, vielleicht aber auch Träger.

Um eine faire Prüfung zu gewährleisten, wird daher zuallererst sichergestellt, dass Dein Hund gesund und munter ist, wenn er zum Wesenstest antritt. Das bedeutet einerseits, dass er nicht akut krank sein darf, andererseits aber auch, dass sein Impfschutz gegen Tollwut auf dem aktuellen Stand sein muss.

Der eigentliche Wesenstest besteht aus einer Reihe von Aufgaben für Deinen Hund. Diese reichen von ganz alltäglichen Situationen wie der Begegnung mit anderen Hunden, mit Menschenmengen oder einem Kinderwagen bis hin zu Vereinsamungs-Übungen und gezielter Provokation. Dabei werden bewusst auch Situationen geprüft, die das Aggressionspotential Deines Hundes freisetzen können. Wenn er bedroht oder von Dir getrennt wird, muss Dein Liebling nicht konstant die Ruhe bewahren.

Es geht darum, seine Frustrations-Toleranz und seine Hemmschwellen auszuloten. Reagiert Dein Hund auf heftige Provokation, dann bedeutet das nicht, dass er den Test nicht bestehen wird. Solange er nur bellt oder jault, sich schnell wieder beruhigt und auch unter Stress auf seine Kommandos hört, stehen seine Chancen gewöhnlich noch immer gut.

Kampfhund schaut an der Kamera vorbei.

Was geschieht bei Nichtbestehen des Wesenstests?

Hat Dein Liebling den Test bestanden, wird ein sogenanntes „Negativzeugnis“ ausgestellt, das besagt, dass an seinem Verhalten nichts Auffälliges gefunden wurde. Dieses Zeugnis kannst Du dazu verwenden, Deinen Hund von den Auflagen für Listenhunde befreien zu lassen. Besteht Dein Hund den Wesenstest nicht, muss das aber nicht unbedingt das Aus bedeuten. Auch ein Hund, der einmal durch den Test gefallen ist, kann unter bestimmten Umständen sein Negativzeugnis erhalten.

Hat der Sachverständige den Eindruck, dass nicht viel zum bestandenen Test gefehlt hätte, kann er Empfehlungen aussprechen. Somit kannst Du am Verhalten Deines Hundes arbeiten. Ob diese Empfehlung angenommen wird, darüber entscheidet das zuständige Ordnungsamt. Stimmt es zu, erhältst Du entweder das Negativ-Zeugnis unter der Bedingung, Dich an die individuellen Auflagen für Deinen Hund zu halten.Oder Dein Liebling darf nach Absolvieren einer Trainingsmaßnahme den Test wiederholen.

Als Auflagen und Maßnahmen dürfen nur Anweisungen verordnet werden, die Dein Verhalten in der Führung Deines Hundes betreffen. Das kann beispielsweise den Besuch einer Hundeschule oder die strikte Einhaltung der Leinen-Pflicht bedeuten. In drastischen Fällen kann allerdings auch der Halter-Wechsel die Bedingung dafür sein, dass ein Hund doch noch als ungefährlich eingestuft wird.

Kritisch wird es, wenn ein Hund die Prüfung definitiv nicht bestanden hat. Wie kritisch, das hängt allerdings erneut von den Hundeverordnungen der einzelnen Bundesländer ab. Fällt ein Listen-Hund, für den die Prüfung nicht verpflichtend war, durch den Test, musst Du Dich dann an die Vorschriften für gefährliche Hunde halten.

Ist der Wesenstest verpflichtend, kann Nichtbestehen aber auch bedeuten, dass der Hund ins Tierheim gegeben oder wenn sich der Halter nicht an diese Aufforderung hält eingeschläfert werden muss. Die Vorbereitung auf einen verpflichtenden Wesenstest sollte also stets besonders gründlich ausfallen. Ihn auf die leichte Schulter zu nehmen, kann Dich schließlich nicht nur zusätzliche Gebühren, sondern auch Deinen geliebten Vierbeiner kosten.

Der Wesenstest – das musst Du wissen

Der Wesenstest dient dazu, sicherzustellen, dass ein Hund keine Gefahr für Mensch oder Tier darstellt.  Anlass einer solchen Prüfung ist entweder die Zugehörigkeit zu einer als gefährlich eingestuften Rasse oder das konkrete aggressive Verhalten des individuellen Tiers. „Listen-Hunde“ können von einem bestandenen Wesenstest nur profitieren. Sei es, weil er für ihre Haltung zwingend notwendig ist oder um ihm ein entspanntes Hundeleben ohne Maulkorb zu ermöglichen.

Da die Verordnungen und Regelungen der einzelnen Bundesländer sich in Bezug auf Listen-Hunde jedoch drastisch unterscheiden, solltest Du Dich gründlich darüber informieren, ob der Test für Deinen Hund verpflichtend ist oder nicht. So weißt Du, wie viel Zeit ihr habt, um euch gründlich darauf vorzubereiten.