Grundsätzlich ist zwischen zwei verschiedenen Arten von Au-pair zu unterscheiden: Incoming-Agenturen vermitteln ausländische Mädchen zu Gastfamilien nach Deutschland, während Outgoing-Agenturen deutsche Mädchen zu ausländischen Gastfamilien vermitteln. Natürlich gilt dies auch für männliche Au-pairs – aber der große Anteil von Au-Pairs wird immer noch vom weiblichen Geschlecht gestellt. Beides – die Aufnahme von ausländischen Au-Pairs einerseits und die Reise als Au-Pair ins Ausland – ist unter den Deutschen außerordentlich populär. Zwar gibt es keine genauen Statistiken darüber, aber Schätzungen zufolge reisen jährlich 10.000 Mädchen aus dem Ausland an, um Kinder deutscher Familien zu betreuen, während die Zahl der ins Ausland reisenden deutschen Au-pair-Mädchen wahrscheinlich das Dreifache beträgt.

Au-pair-Mädchen sind deshalb so populär, weil sie eine Win-Win-Situation für alle bringen: Für ausländische Mädchen ist es eine preisgünstige Form, erste Auslandserfahrungen zu sammeln, während Familien mit einem Au-pair-Mädchen die Kosten für eine fest angestellte Haushälterin oder ein professionelles Kindermädchen sparen.

Einen Überblick über die Vielzahl von Au-pair-Agenturen zu erhalten und deren Qualität und Leistungsspektrum vergleichen zu können, ist auf Anhieb nicht leicht. Mit diesem Beitrag wollen wir Ihnen ein paar wichtige Fragen an die Hand geben, wenn Sie mit einer Au-Pair Agentur sprechen.

Incoming: Beispiel warum ein Au-Pair Mädchen sehr sinnvoll sein kann

Viele Familien in Deutschland klagen über fehlende oder mangelnde Kinderbetreuung. Was die Versorgung mit Kinderkrippen betrifft, also die Betreuung von Kleinkindern im Alter zwischen 1 bis 3 Jahren, wird vielerorts sogar von einem Notstand gesprochen. Die Abdeckung mit Krippenplätzen ist je nach Bundesland verschieden, wie eine Erhebung der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahr 2013 zeigt. Besonders gut ist die Abdeckung demnach in Berlin und Hamburg, während vor allem in Bayern und Baden-Württemberg großer Nachholbedarf besteht. Im Schnitt besucht nur jedes fünfte Kleinkind in Deutschland eine Kinderkrippe. Dabei besteht besonders bei Akademikerfamilien großes Betreuungsinteresse, vor allem wenn beide Elternteile anspruchsvollen Berufen nachgehen, also etwa so, wie es Filmregisseur Robert Thalheim in seinem von der Kritik hochgelobten Kinofilm „Eltern“ schonungslos offengelegt hat.

Thalheim beschreibt darin den hohen Anspruch, den Kinderbetreuung erfordert und die darin lauernden Katastrophen, die besonders in Ausnahmezeiträumen eintreten können, wenn zum Beispiel Schulen und Krippen in den Ferienzeiten geschlossen sind. Auf die Idee, sich von einem Au-pair-Mädchen unterstützen zu lassen, war übrigens auch die Filmfamilie gekommen. Dieses ist jedoch schwanger, eine Gewissheit, die sie erst unmittelbar nach der Ankunft ereilt, was zu der Frage führt, wie man sich vor solchen unnötigen Umständen schützen kann. Zwar kann man nicht jedes Risiko im Vorfeld ausschließen. Mit der Auswahl der richtigen Au-pair-Agentur ist es jedoch möglich, Risiken zu minimieren.

Incoming: Die Auswahl der richtigen Au-pair-Agentur

Folgende Leistungen können Gastfamilien bei der Vermittlung von Au-pair-Mädchen erwarten:

• Bundesweite Au-pair-Mädchen-Vermittlung
• Große Auswahl an vermittelbaren Au-pair-Mädchen, die die Mindeststandards erfüllen
• Optionelle Auswahlmöglichkeit anhand Bild, Herkunft, Religionszugehörigkeit und Sprachkenntnissen
• Unterstützung bei Formalitäten und Informationen zu Behörden
• Es entstehen keine zusätzlichen Kosten für die Anreise des Au-pair-Mädchens zur Gastfamilie
• Keine Vorab-Gebühren vor Einreise des Mädchens
• Gesundheitszeugnis, das bei Eintreffen des Au-pair-Mädchens nicht älter als 3 Monate ist
• Schriftlicher Vertrag zwischen Gastfamilie und Au-pair-Agentur
• Mindestens gute Deutschkenntnisse der Au-pair-Mädchen
• Abgeschlossene Schulbildung, ggfs. Abitur
• Nachgewiesene Betreuungserfahrung
• Gültiges Au-pair-Visum
• Gewährleistung einer jederzeitigen Erreichbarkeit der Au-pair-Agentur

Das sollten Sie als Gastfamilie beachten, wenn Sie sich für ein Au-pair-Mädchen entscheiden:

Agentur: Schauen Sie sich die genauen Zahlungsmodalitäten der Agentur an. Zwar ist für die Vermittlung alleine nur eine Zahlung 150 EUR vorgesehen aber weitere Zusatzleitungen, die durchaus sinnvoll sind, können zu weiteren Kosten von bis zu 500 Euro führen

Ansatz einer Gastfamilie: Das Au-pair-Mädchen ist als Mitglied der Familie, nicht als Hausangestellte zu behandeln

Gesetzliche Regelungen:

• Das Au-pair-Mädchen bekommt ein eigenes Zimmer zur Verfügung gestellt
• Maximal 30 Stunden Wochenarbeitszeit
• Mindestens ein freier Tag pro Woche, der mindestens einmal im Monat auf einen Sonntag fallen muss
• An gesetzlichen Feiertagen hat das Au-pair-Mädchen frei. Andernfalls muss ein Freizeitausgleich angeboten werden.
• Zeitliche, organisatorische und finanzielle Unterstützung bei der Teilnahme an Sprachkursen (4 Stunden die Woche)
• Monatliches Taschengeld von 260,- EUR
• Bezahlter Urlaub von 4 Wochen im Jahr (bei kürzeren Aufenthalten 2 Werktage pro Monat). Im Falle eines gemeinsamen Urlaubes wird davon ausgegangen, dass sich die zusätzlichen Betreuungsstunden des Au-pair-Mädchens mit den aufgewendeten Reisekosten der Gastfamilie verrechnen.
• Abschluss einer Unfall-, Haftpflicht- und Krankenversicherung für das Au-pair-Mädchen
• Es besteht eine Kündigungsfrist von 14 Tagen bei Auflösung des Au-pair-Verhältnisses

Covomo-Tipp: Kinderbetreuungskosten sind in Deutschland steuerlich als Sonderausgaben absetzbar. Ein Großteil der Kosten, die im Zusammenhang mit dem Au-pair-Mädchen entstehen, fällt somit unter die steuerliche Absetzbarkeit. Voraussetzung dafür ist ein schriftlicher Vertrag mit der Au-pair-Agentur und die Zahlung des Taschengeldes in Form einer Überweisung. Hat das Au-pair-Mädchen kein Konto, sollten Sie zu diesem Zweck unbedingt eines eröffnen, da das Finanzamt in der Regel keine Barzahlung akzeptiert. Maximal können 4.000 Euro pro Kind geltend gemacht werden.

Outgoing: Die Auswahl der richtigen Gastfamilie

Wer gerade seine Schule abgeschlossen und gegebenenfalls das Abitur in der Tasche hat und nicht gleich nahtlos mit Ausbildung oder Studium daran anschließen möchte, dem bieten sich gleich mehrere Möglichkeiten, erste Auslandserfahrungen zu sammeln. Besonders für junge Mädchen ist ein Au-pair-Aufenthalt der erste Gedanke. Diese Form des Auslandsaufenthaltes ist schon sehr alt und bereits seit dem 19. Jahrhundert nachgewiesen. Aber heute gibt es wesentlich mehr und vielfältigere Möglichkeiten, ins Ausland zu gehen, z.B.:

• Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ)
• Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ)
• Bundesfreiwillligendienst
• Work and Travel

Du solltest Dich genau dann für einen Au-pair-Aufenthalt entscheiden, wenn Du:

• Kinderfreundlich bist
• Offen und kontaktfreudig bist
• Andere Kulturen kennenlernen möchtest
• Volljährig bist
• Nichtraucherin bist
• Ein polizeiliches Führungszeugnis hast
• Betreuungserfahrung nachweisen kannst (z.B. Kita-Praktikum, Betreuerin in einem Feriencamp etc.)
• Einen Führerschein hast
• Gute Sprachkenntnisse hast (je nach Zielland)

Auf der Beliebtheitsskala für Au-pair-Aufenthalte ganz oben stehen die USA, Kanada, Australien und Neuseeland. Aber auch europäische Ziele, wie Großbritannien, Spanien und Schweden werden häufig angefragt, besonders von Mädchen, die weniger als ein Jahr als Au-pair arbeiten wollen. Eine Vermittlung innerhalb Europas ist bereits ab etwa 200,- Euro möglich, für eine Vermittlung ins nichteuropäische Ausland muss man in der Regel mit einem Betrag um die 500,- Euro rechnen.

Outgoing: Das sollte Dir eine gute Au-pair-Agentur bieten können:

• Umfassende Beratung über alle organisatorischen Belange in Verbindung mit Deinem geplanten Au-pair-Aufenthalt
• Umfassende Information und Hilfestellung zu Visa-Formalitäten, Flugbuchung, Impfungen, Bankkonto, Sprachkursen und Reiseversicherungen
• Betreuung vor, während und nach dem Au-pair-Aufenthalt
• Ansprechpartner vor Ort
• Notfallnummer vor Ort
• Ermöglichung von Kontakten zu anderen Au-pair-Mädchen vor Ort
• Internationale Vernetzung mit Au-pair-Agenturen im Zielland
• Erstellen eines Au-pair-Vertrages und einer schriftlichen Einladung von der Gastfamilie
• Ermöglichung eines Wechsels in eine andere Gastfamilie, falls erforderlich
• Ausstellung einer Au-pair-Bescheinigung nach Beendigung des Aufenthaltes